VW Phaeton ist in China begehrt
Er ist einer der ehrgeizigen Vorzeige-Modelle des VW-Aufsichtsrat-Chefs Prof. Dr. Ferdinand Piech - der seit 2002 in Dresden gefertigte Phaeton. Sollte er doch der S-Klasse, dem 7er BMW Paroli bieten und auch mit dem Audi A8 in hausinterne Konkurrenz treten. Ein Plan, der - wenn man nicht über den deutschen Tellerrand hinausblickt - bislang nicht aufgegangen ist.
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres setzte Mercedes von seiner S-Klasse 4.489 Einheiten in Deutschland ab und Audi von seinem A8 1.903 Exemplare. Der zuletzt in 2010 gründlich überarbeitete Phaeton brachte es dagegen - gemessen an den ehrgeizigen Verkaufsplänen - nur auf 942 Zulassungen. Und es ist nur ein schwacher Trost, dass der 7er BMW (1.082) nicht viel mehr Käufer fand.
Ein Flopp also? Nein, keineswegs. Denn weltweit sieht die Situation erheblich anders aus. Zwar zogen sich die Wolfsburger schon bald aus dem US-Markt zurück, doch ansonsten hat der VW Phaeton bei der potentiellen, zahlungskräftigen Kundschaft einen guten Namen. Vor allem im Mittleren Osten und speziell in China, wo der Wagen seit zehn Jahren angeboten wird.
Anfangs in mehr oder minder homöopathischer Dosierung, doch in den letzten Jahren mit stark steigender Tendenz. Insgesamt wurden bislang 24.000 Fahrzeuge verkauft. In der Mehrzahl nicht über den „normalen" VW-Händler im Industriegebiet oder in den auch in China existierenden Automeilen, sondern in exclusiven VW-Lounges, die man in eleganten, teuren Stadt- oder Villenvierteln findet. 29 dieser Lounges gibt es derzeit vom allem im Westen und Süden Chinas. Wenn die zweite Generation des Phaetons 2016/2017 auf den Markt kommt, sollen zehn neue Stores hinzukommen.
Die Verkaufsstrategie besteht aus persönlichen Kontakten, langfristiger Bindung und speziell aus der Erfüllung von Sonderwünschen. Dabei sind die Käufer, die vorwiegend aus dem Finanzbereich, dem Baugewerbe und der Immobilienbranche stammen, sehr gut informiert. Spätestens dann, wenn sie einen selbst bezahlten Europa-Trip hinter sich haben, der sie auch in die Gläserne Manufaktur in Dresden geführt und nahezu zu 100 Prozent begeistert hat.
Und sie legen Wert auf Exclusivität und Komfort. So konnte man vor kurzem 100 Phaeton in schwarz - der ohnehin mit Abstand beliebtesten Lackierung - und rotem Leder verkaufen. Da wird der Einstiegspreis von rund 75.000 Euro natürlich zur Makulatur und auch die Auslieferungsfristen steigen an. Derzeit betragen sie im Schnitt sechs Monate. Und auch der gegenwärtig in den Lounges zu sehende Phaeton Paltrona Frau Limited Edition zum Preis von 200.000 Euro ist nicht nur als Hingucker gedacht, sondern verkauft sich - fast - von allein. (dpp-AutoReporter/Hans H. Grassmann)